„Der Würfel“ (2017 by Atrium erschienen) spielt in einer nahen Zukunft.

Alle wichtigen Entscheidungen werden dort von einer künstlichen Super-Intelligenz (dem Würfel) getroffen. Der Würfel ist mit allem und jedem vernetzt. Demokratie, so wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Die Parlamente sind machtlos und bestehen nur noch aus Gewohnheit.

Im Würfel haben alle Menschen die ihre ( auch intimste) Privatsphäre teilen ein sorgenfreies Leben. Privatsphäre und persönliche Daten sind zu einer Art Tauschware geworden. Menschen sollen für den Würfel so berechenbar wie möglich sein. Je mehr man sich darauf einlässt, um so höher steigt der sogenannte PredScore (ein Statuswert zu Berechenbarkeit bzw. Vorhersehbarkeit). Man hat damit in dieser Welt mehr Erfolg, bessere Freunde und ein höheres Grundeinkommen.

Mit der Machtübergabe der Regierung an den Würfel hat man aber auch sogenannte “würfelfreie Zonen” belassen. In denen führen die Gegner der Würfel-Ökonomie ein trostloses, aber noch freies Leben. Sie gelten als unsolidarische Außenseiter, da sie nicht bereit sind ihre Privatsphäre für das Allgemeinwohl zu öffnen.

Von der Kunst ein “Gaukler” zu sein

Der Held der Geschichte heißt Taso. Er ist ein Gegner der Würfelökonomie, lebt aber in der Welt des Würfels. Er versucht dabei so unberechenbar wie möglich zu bleiben und den Würfel über seine echten Gefühle, Gedanken und Vorlieben zu täuschen. Er trifft deswegen viele Alltagsentscheidungen auf Zufallsbasis. Taso nutzt dazu einen alten Holzwüfel, um z.B. morgens zu entscheiden, was er zur Arbeit anzieht.

Menschen wie Taso, die versuchen in diesem System einen Rest von Privatsphäre und Würde zu wahren, sind selten und werden dort „Gaukler“ genannt. Sie halten ihren Statuswert (PredScore) bewusst niedrig. Das führt bei Taso auch zu Einsamkeit, geringen Einkommen und Isolation.

Taso ist im täglichen Kampf für Privatsphäre und gegen Berechenbarkeit allerdings etwas müde geworden. Er wünscht sich manchmal insgeheim er könnte seine Ideale aufgeben und einfach zur angepassten Masse dazugehören. Die Liebe zu einer jungen Frau, sie ist aus einer würfelfreien Zone geflohen, bringt ihn dann auch tüchtig aus dem Gleichgewicht. Aber lest selbst …

Was macht den “Würfel” für mich so spannend?

Das Buch ist extrem Zukunfts-intelligent geschrieben und führt viele Entwicklungen unserer digitalen Welt konsequent weiter. Auch der Zwiespalt des Gauklers.. der Kampf für seine Überzeugungen vs. einfach mal aufzugeben und wieder zum „glücklichen“ Mainstream dazuzugehören – hat viele Parallelen in unsere Welt:

(1) Ist man einmal z.B. zur Überzeugung gekommen Facebook & WhatsApp zu verlassen, führt das zunächst zu Einschnitten in der sozialen Kommunikation.

(2) Will man Google z.B. als Suchmaschine nicht mehr verwenden, führt das zu mehr Sucharbeit, da die Alternativen oft noch nicht so gute Suchergebnisse liefern.

(3) Springt man in einer wildfremden Stadt aus dem Flieger, fühlt man sich ohne Google Maps wie Indiana Jones im Jungle:-).

(4) Will man nicht mehr bei Amazon bestellen, kostet das zunächst Zeit und viele Nerven, um alternative Webshops bzw. Einzelhändler zu finden. Ganz zu schweigen von den vielen neuen Logins, die man dann vielleicht verwalten muss.

Da ist es doch manchmal viel einfacher den Widerstand gegen die ständige Verletzung unserer Privatsphäre aufzugeben? Oder?

Unbeschwert ohne aufzugeben?

Du willst lernen, wie du unbeschwert, digital leben kannst, ohne deine Privatsphäre, deine Überzeugungen aufzugeben? Dann komm ins BaseCamp und absolviere meinen kostenlosen Kurs in digitaler Selbstverteidigung.

Bijan Moini, der Autor des „Würfels“ ist übrigens Teil der Initiative „Jeder Mensch“. „Jeder Mensch“ setzt sich für 6 neue Grundrechte in Europa ein. Eines davon ist die Festschreibung von den Rechten auf Privatsphäre und Selbstbestimmung auch in der digitalen Welt. Schon über 240.000 Menschen in ganz Europa haben mit abgestimmt, Bist du auch dabei?

Quellen, Tipps und Links zum Weiterlesen

Das Buch gibt es bei Hugendubel*  „Der Würfel“ von Bijan Moini (2020, 409 Seiten)

* keine Affiliate-Links – d.h. für diese Empfehlungen fließt kein Geld!