Wer Science Fiction mag, kennt vielleicht den Spielfilm „Minority Report“ von Steven Spielberg. Eine erfolgreiche Sci-Fi von 2002, in der eine experimentelle Polizeieinheit „Pre-Crime“ in der Lage ist, Verbrechen vorherzusagen. Die vermeintlichen Täter werden vor der Tat verhaftet und ohne Prozess in einen künstlichen Dauerschlaf versetzt. Es geht in dem Film darum, ob die „Pre-Crime“-Unit landesweit eingeführt werden soll. Doch dann gerät ein eifriger Pre-Crime-Ermittler selbst in das Fadenkreuz der Vorhersage …
Wir schreiben jetzt das Jahr 2021 und die Autoren Monika Hielscher und Matthias Heeder haben mit ihrem Dokumentarfilm “Pre Crime” die Möglichkeiten moderner Polizeiarbeit untersucht. Sie beschreiben wie Ermittlungsbehörden bereits weltweit sogenannte „Predictive Police“-Softwarelösungen in Feldversuchen testen.
Wie im „Minority Report“ wollen die Ermittlungsbehörden Verbrechen vorherzusagen. Die „Predictive Police“ Software nutzt dazu erste Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz, die, auf Basis von historischen Daten von Ermittlungsbehörden, Finanztransaktionen, sozialen Medien und öffentlicher Videoüberwachung, Polizeieinsätze optimiert und potentielle Täter benennt.
Da für die Vorhersagen auch persönliche Daten herangezogen werden, geht es im Dokumentarfilm auch immer wieder darum, ob wir bereit sind Privatsphäre und Freiheit für das Versprechen von mehr Sicherheit zu opfern.
Ein weiterer wichtiger Punkt der in der Dokumentation klar wird ist, dass Entscheidungen die künstliche Intelligenzen bzw. Algorithmen über uns in Zukunft treffen, nachvollziehbar und transparent sein müssen.
Hielscher und Heeder zeigen in ihrer Dokumentation im wesentlichen 2 Ansätze von “Predictive Crime”:
(1) Eine KI-basierte Einsatzplanung für die Polizei (die softe Variante)
Hier versucht man eine Vorhersage darüber, „was, wann, wo“ vermehrt passieren könnte (z.B. bei Einbruchsserien oder Gewaltdelikten). Basierend darauf optimiert man den Einsatz und die Routen der Polizei-Patrouillen. Im Film wird z.B. ein Mann an einem Münchner U-Bahnhof kontrolliert, da seine Sporttasche (er kam vom Fitness), ja auch Werkzeuge zum Fahrraddiebstahl enthalten könnte. Der Einsatzplan für diese Polizeistreife und die Personenkontrolle kam von einem KI-Algorithmus.
(2) Eine KI-basierte Identifikation potentieller Täter (die krasse Variante)
Die Filmemacher begleiten Polizisten in Chicago bei einem Hausbesuch. Einem Mann, der in einem sozialen Brennpunkt von Chicago lebt, wird mitgeteilt, dass ein Algorithmus (O-Ton) ihn als potentiellen Straftäter markiert hat. Der Mann hat Arbeit und versucht sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Vermutlich hatte er auf Grund seine Herkunft schon mal Kontakte zu Menschen die später straffällig geworden sind. Er steht jetzt unter der Beobachtung der „Chicago Police“ und ihm wird gesagt, er soll sein Leben ändern.
Mein Fazit
Ich halte den Film für eine wichtige Dokumentation. Er wirkt manchmal etwas sperrig, da sehr viele “unerwünschte Nebenwirkungen” der Digitalisierung in einen Topf geworfen werden (müssen). Die Autoren zeigen, dass neue “Pre-Crime”-Polizeisysteme (z.B. PRECOBS, PredPol, HunchLab) natürlich nur mit angereicherten und verknüpften Daten Ergebnisse und Vorhersagen treffen können. Um diese Daten zu gewinnen bedienen sich Ermittlungsbehörden und „Pre-Crime“-Hersteller aus einer unregulierten Grauzone:
bei den großen Portalen der Datenökonomie, die unsere privaten Daten sammeln und verkaufen (z.B. Facebook, Google, WhatsApp, Instagram etc.),
bei Datenhändlern, die diese Daten aus verschiedensten Quellen zu Personen-Profilen verdichten,
aus Videoüberwachung (Gesichtserkennung).
Und da haben wir es wieder in Hand!!!
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Engagiere dich für digitale Selbstbestimmung und für ein Recht, das belastende Algorithmen transparent, überprüfbar und fair sein müssen. Wesentliche Entscheidungen müssen von Menschen getroffen werden.
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Quellen, Tipps und Links zum Weiterlesen
Vimeo, Pre-Crime Trailer, 03.03.32021
IMDB, Minority Report auf IMDB, 03.03.2021
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